Liebe Gemeindeglieder!
Liebe Leserinnen und Leser auf unserer Homepage!
Mitte März konnte ich auf der Internationalen Theologischen Bodenseekonferenz zur Thematik ‚Die Evangelischen Kirchen in Zeiten des Krieges‘ in Romanshorn teilnehmen. Die Vorträge und Gespräche mit den Referentinnen Frau Prof. Parmentier von der Theologischen Fakultät Genf und Frau Hürzeler, Co-Abteilungsleiterin des Hilfswerks evangelischer Kirchen der Schweiz, ließen bei mir eine innere Unruhe zurück. Ich glaube, dass Jesus, der Heiland, der Welt die barmherzige Botschaft Gottes bringt; ich habe von gehört, wie der Apostel Paulus sich hin- und hergerissen weiß zwischen das Gute tun wollen und das Böse doch nicht vermeiden können. Ich bin verunsichert und frage mich: Wer sind wir in den westlichen Gesellschaften, dass wir nach einem Jahrhundert mit schlimmsten Kriegserfahrungen in Europa als moralische Supermissionare den Zeigefinger heben und auf andere weisen? Der durch unsere Vorfahren entfachte 2. Weltkrieg führte zu ca. 8 Mio toten Menschen in Deutschland, zu 25 Mio umgekommenen Menschen in Russland. Uralte Ängste vor Krieg und Untergang der Gesellschaft kommen in individueller Panik und im gesellschaftlichen kollektiven Unbewussten zum Vorschein – mit der Konsequenz, dass die Gefühle und Verunsicherungen sich breitmachen in Verurteilungen, Hass und Kriegsgeschrei. Dazu kommt leider die fast schon irrational zu nennende sprachliche und bildhafte Aufrüstung in den sozialen Netzwerken und Medien.
Für mich persönlich bedeutet es eine der wichtigsten Herausforderungen dieser Zeit, mit Besonnenheit, mit Empathie, mit sachlicher Betrachtung die Tür zu einer friedlichen Konfliktlösung immer offen zu halten. Irgendwann wird es zu einem Ende des Krieges kommen; auch der erste und zweite Weltkrieg wurde einmal beendet (obwohl das während des Krieges keiner glauben wollte). Nach meiner Ansicht darf Kirche nicht mit markigen Sprüchen und in ihrer Folge nicht ausreichend zu Ende gedachter Zustimmung zu der gegenwärtigen Regierungspolitik und dem Mainstream der nicht mehr diskursbereiten Öffentlichkeit das Wort reden. Gerade Kirche muss dort das Gespräch suchen und anbieten, wo andre schon lange mit der Kommunikation aufgehört haben. Die Ukraine und Russland sind christliche Länder! Orthodoxe Christen sind Menschen, Brüder und Schwestern im Glauben. Ich denke, Kirche hat aus ihrem Glauben und aus ihrer Lehre: ‚Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.‘ (Barmer Theologische Erklärung, These VI) und: ‚Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.‘ (BTheol Erklärung, These VI, 1934 !) - die Verpflichtung, in diesem (und in anderen) furchtbaren Konflikt(en) alles Erdenkliche und Menschenmögliche zu tun, um die verfeindeten Kriegsparteien zu einer Kursänderung aufzurufen – und sich ggfls. sogar als Vermittler auf verschiedenen Ebenen und über die kirchlichen Netzwerke anzubieten. Ich erinnere mich noch an große Friedensfestivals mit vielen internationalen Künstlern und Musikbands: Life Aid, Concert für Bangladesh, Concert for Africa, Free Mandela-Südafrika. Diese Riesenfestivals haben der Welt gezeigt, dass Menschen den Frieden und die Gerechtigkeit wollen. Krieg zerstört fast alles. Dörfer, Städte, Länder, Tiere, Wälder, Meere, Menschen, Gesellschaften. Friedensfreunde sind Zukunftsfreunde. Für die ganze Schöpfung.
Könnten die Kirchen Europas nicht solche Friedensfestivals an der Grenze zwischen den verfeindeten Lagern errichten? Einen Sommer mit Musik, Konzerten, Gebeten, Reden der Hoffnung, medizinische Hilfe für beide Seiten organisieren. Kulturschaffende, Bands, Konzertensembles auf großen Bühnen mit riesigen Lautsprechern. Das wäre schnell zu organisieren und aufzubauen. Es wäre ein eindrucksvolles Zeichen für den Glauben an eine friedliche Zukunft für alle Menschen und Soldaten. Und Politiker. Waffenlogistik funktioniert bestens. Friedenslogistik ist noch viel schneller und einfacher durchzuführen. Bühnen aufbauen, Hinfahren. Vor Ort sein. Helfen. Reden. Musik machen. Für das LEBEN.
Auf der Ostermarschkundgebung in Bregenz im April letzten Jahres hat Frau Lea Suter als Präsidentin des Ilanzer Friedensforums und Friedensmediatorin eine Rede gehalten. Diese Rede hebt sich für mich wohltuend ab von den vielen Reden, die zurzeit den Krieg in der Ukraine landauf landab kommentieren. Ich finde diese Rede sehr eindrücklich. Die Rede ist nicht politisch. Sie ist nicht moralisch. Es ist eine ethische Rede. Diese Überlegungen von Frau Lea Suter beschäftigen mich selbst schon seit längerer Zeit. Man muss das Rad ja nicht neu erfinden, denke ich mir. Daher schließe ich mich Lea Suters Worten vollumfänglich an und veröffentliche ihre Rede. Unter dem Eindruck der oben genannten Bodenseekonferenz bin ich der Meinung, dass ich als Pfarrer öffentlich Stellung beziehen muss. Es geht nicht mehr anders. Ich möchte nicht nach einem dann immer noch hoffentlich möglichen Ende eines großen Krieges in Europa (sofern ich das erlebe) einen Satz aus dem Stuttgarter Schuldbekenntnis der Deutschen Evangelischen Kirche 1945 wiederholen müssen: ‚Wir [Kirchen] klagen uns an, dass wir [vor dem 2. Weltkrieg] nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.‘ Nach einem Krieg klingen solche Worte farblos und für mich unglaubwürdig. Die deutsche Schriftstellerin Christa Wolf hat in ihrem Roman ‚Kassandra‘ (1983) die Seherin von Troja (auch ein Kriegsgebiet in der Antike) einmal rufen lassen: ‚Wann der Krieg beginnt, wissen wir. Wann aber begann der Vor-krieg?‘ Für mich kennt der Friede nur eine Zukunft: Das Weiterleben der Menschen, Tiere, Umwelt weltweit in Frieden und Gerechtigkeit aller Völker.
Gott behüte uns!
Matthias Stahlmann
Unsere Kirchengemeinde liegt am Hochrhein in der Nähe von Schaffhausen. Im Jahr 2009 wurden die ehemals selbstständigen Kirchengemeinden Büsingen und Gailingen zusammengelegt und gehören nun zur Badischen Landeskirche im Kirchenbezirk Konstanz.
Gemeindepfarrer ist Matthias Stahlmann. Das Pfarrhaus mit Sekretariat und Gemeindesaal befindet sich in Büsingen.
Unsere Kirchengemeinde besitzt drei Kirchen: Kreuzkirche und Bergkirche St. Michael in Büsingen und die Friedenskirche in Gailingen.
Durch besondere geschichtliche Umstände gehört die kleine Exklave Büsingen politisch zu Deutschland und wirtschaftlich zur Schweiz.
In unserer Kirchengemeinde gibt es zahlreiche Angebote, viele Konzerte und Veranstaltungen.
Wir sind gerne für Sie da!
Sprechen Sie uns an!
Dr. Michael Psczolla Matthias Stahlmann
Vorsitzender des Kirchgemeinderates Evangelischer Pfarrer
Touristisches Hinweisschild für die
Bergkirche
Die Bergkirche St. Michael liegt auf einem alten Heiligtum oberhalb der Enklave Büsingen. 'Man kann gut davon sprechen, dass die tausend Jahre alte Kirche das Wahrzeichen unserer Gemeinde ist',
meint die Bürgermeisterin Vera Schraner. In diesen Wochen wird die Bergkirche von außen renoviert und wird bald wieder weit ins Land hinein leuchten. Auf diese schöne romanische Kirche weist nun
ein Touristisches Hinweisschild an der Autobahn A 81 hin. Pfarrer Matthias Stahlmann übernahm mit seinen Bemühungen um das Aufstellen eines solchen Hinweisschildes eine schon lange währende Idee
der beiden Vereine der Bergkirche. Über zwei Jahre dauerte das Antrags- und Genehmigungsverfahren, bis das in den bekannt braunen Farben gehaltene Hinweisschild in dieser Woche montiert werden
konnte. Reisende auf ihrer Fahrt nach Süden werden in Zukunft durch diese Autobahntafel auf das Kleinod in der Gemeinde Büsingen aufmerksam gemacht.
Büsingen, 31.03.2021